Kochstedt

Kleine Kochstedter Heimatgeschichte

Im Gebiet um Kochstedt gibt es zahlreiche Belege für Siedlungsplätze aus der Bronzezeit ab ca. 2200 bis 800 v. Chr., welche auch schon in der Steinzeit genutzt wurden. Zum Ende der Völkerwanderung um 600 n. Chr. besiedelten Slawen aus Böhmen das Gebiet zwischen Mulde und Elbe. Auf dem Zoberberg am nördlichen Rand vom heutigen Kochstedt befand ab etwa 600 n. Chr. neben einer Trinkwasserquelle eine slawische Siedlung mit bis zu 10 Grubenhäusern. Im 8. Jahrhundert wurde die Siedlung nach mehrfacher Zerstörung aufgegeben. Im Zuge der deutschen Ostexpansion unter der Herrschaft der Ottonen wurden die Slawen nach Osten verdrängt. Das Gebiet wurde im 10. Jahrhundert durch den Markgrafen Gero erobert und als mittelalterliche Grafschaft Gau Serimunt der Herrschaft von König Otto I. unterstellt. Zahlreiche Siedler aus dem Altsiedelland zogen ins Gebiet. Markgraf Christian vom Geschlecht der Billunger erhielt von Otto I. die Burgwarte Stene (heutiger Stadtraum von Dessau) und Kühnau. Nach dem Aussterben der Billunger entstand aus dem Gau Serimunt und dem benachbarten Schwabengau ab dem 12. Jahrhundert unter der totalitären Herrschaft der Askanier das Land Anhalt.


Auf den sandigen Böden der Mosigkauer Heide entstanden im 10. und 11. Jahrhundert nach großflächigen Rodungen 14 kleine Siedlungen mit Äckern und Wiesen, um 1180 auch das Dorf "Cokstede". Es lag im Gebiet der heutigen Tränke, ein kleiner Teich am Rand der Mosigkauer Heide südlich der heutigen Ortslage. Der Name "Cokstede" könnte sich aus dem slawischen cox für Erdhaufen bzw. dem altsorbischen kok für Spitze/First ableiten, also ein Bezug auf den Zoberberg als Siedlungsort. 1213 wurde Dessau erstmals erwähnt. Zahlreiche Handelsstraßen durchzogen das Gebiet. Zu den Halleschen Salzstraßen gehörte der „Radegaster Damm“ von Halle über Zörbig nach Dessau, der bei Kochstedt auf die „Hohe Straße" traf. Der Verlauf entspricht weitgehend der heutigen Königendorfer Straße und Hirtenhaustraße. Die „Hohe Straße“ als Teilstück der „berneburchsche herstrate" verband den Harz und Bernburg mit der "Alten Leipziger Straße" beim Burgward Stene in Törten. Alle Siedlungen im Gebiet der Mosigkauer Heide wurden im 14. und 15. Jahrhundert aufgegeben. Der mittelalterliche Wüstungsprozess war eine gesamteuropäische Erscheinung. Hauptursache dafür waren Bevölkerungsverluste durch Pest und Klimaverschlechterung. Die Menschen verließen die Region der Heide mit weniger fruchtbaren Böden.


Nördlich der Wüstung von Cokstede ließ Fürst Leopold 1706 ein fürstliches Vorwerk in Rechteckform, das heutige Kochstedt, errichten. Hier lebten vor allem Kleinbauern, sogenannte Kossaten (abgeleitet von: die eine Kate besaßen). 1714 wurde 14 Kleinbauern in Kochstedt Land zugewiesen. Um 1740 gab es im Ort 32 Haushalte. Das Stammgut geht 1811 an den Landwirt Nordmann aus Pötnitz. Er war ein weithin bekannter Pionier der Landwirtschaft. Er ließ die teilweise noch heute erhaltenen Gutshäuser an der Königendorfer Straße errichten. 1833 gab es 51 Häuser mit 327 Bewohnern, darunter auch einige Handwerker. 1850 werden die Güter aufgegeben, einhergehend mit einem wirtschaftlichen Aufschwung. Mit der Entwicklung von Dessau zu einer Industriestadt siedelten sich Angestellte und Arbeiter in Kochstedt an. 1897 wurde eine Kleinbahnstrecke von Dessau nach Radegast mit einem Bahnhof in Kochstedt in Betrieb genommen. 1925 waren es bereits 839 Einwohner. Durch die Einrichtung einer Buslinie zwischen Dessau und Kochstedt ab 1926 wurde der Betrieb der Kleinbahn unwirtschaftlich und 1938 ganz eingestellt.


Einschneidend für die Entwicklung des Ortes war auch die Errichtung einer Flak-Kaserne zwischen 1936 und 1938 zum Schutz der Dessauer Junkers Flugzeugwerke. Genutzt hat dies bekanntlich nichts - die Werke wurden am Ende des 2. Weltkrieges zusammen mit der Stadt Dessau in Schutt und Asche gebombt. 1939 wohnten etwa 3000 Einwohner in Kochstedt. Im Zentrum gab es ein eigenes Rathaus, eine Drogerie, eine Kirche sowie das Traditionsgasthaus „Grüner Baum".


Am 1. Juli 1950 wurde die Gemeinde Kochstedt nach Dessau eingemeindet. Das Kasernengelände wurde nach 1990 saniert und wird heute als Wohngebiet genutzt. Zudem entstanden einige neue Siedlungen. Heute hat Kochstedt ca. 4500 Einwohner und ist damit der größte Vorort von Dessau-Roßlau. 2006 wurde das 300-jährige Bestehen mit einem Festumzug gefeiert.

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